Der Verlobungsring der ersten Liebe des Vaters
Nathalie ist, seitdem sie verlobt ist, wie ausgewechselt. Sie fühlt sich nicht wohl in der Wohnung des Verlobten und leidet unter der Trennung von ihren Eltern, vor allem vom Vater. Sie fühlt sich vom Vater plötzlich ungeliebt und benachteiligt. Es kommt immer häufiger zum Streit mit ihrem Verlobten. Kurz bevor sie die Verlobung beenden wollte, kam sie zur Beratung mit der Frage: „Warum bin ich wie ausgewechselt? Ich habe das Gefühl, als sei ich nicht mehr ich." Wir suchten gemeinsam nach den Ursachen für ihr verändertes Verhalten und fanden heraus, dass ihr Vater bereits verlobt war und sich dann für Nathalies Mutter entschied. Die Verlobte blieb lange alleine, sie hatte den Vater sehr geliebt. Hin und wieder wurde sie erwähnt.
In der verdeckten Familienaufstellung wurden der Vater, die frühere Verlobte, die Mutter und Nathalie durch Stellvertreter vertreten. Es wurden alle Personen durch weibliche Personen vertreten.
In der Aufstellung gab es nur eine große Bewegung; die Stellvertreterin von Nathalie und die Stellvertreterin der Verlobten gingen gleichzeitig aufeinander zu und lächelten sich an. Als ich Nathalie selbst in die Aufstellung nahm, fühlte auch sie sich sofort zur Verlobten und ihrer eigenen Stellvertreterin hingezogen.
Nathalie war mit der Verlobten des Vaters verstrickt. Die Kraft der Verstrickung zeigte sich, als Nathalie selbst verlobt war. Sie tat unbewusst alles, um der Verlobten im Schicksal ähnlich zu werden. In der Verstrickung übernahm sie die Gefühle der Verlobten, fühlte plötzlich den selben Trennungsschmerz zum Vater wie die Verlobte. Auch Nathalie fühlte sich nicht geliebt und benachteiligt von ihm. Ich mache Nathalie aufmerksam, zu wem diese Gefühle des Sich-benachteiligt-und-ungeliebt-Fühlens gehören. Diese Gefühle gehörten zur Verlobten. Nathalie hatte all diese Gedanken und Gefühle gegenüber ihrem Vater vor ihrer Verlobung nicht.
Folgendes Ritual löste Nathalie aus ihrer Verstrickung. Sie sagt zur Verlobten: „Du bist die Verlobte meines Vaters, ich habe mit dir nichts zu tun, ich bin nur ein Kind und da ist meine Mutter." (Ich zeige ihr die Stellvertreterin der Mutter.) Nathalie schaut zum Vater und sagt: „Papa, mit ihr habe ich nichts zu tun, dort ist meine Mutter." Sie zeigt zur Stellvertreterin der Mutter. Nathalie entspannt sich, sie will nun auf eigenem Wunsch zur Stellvertreterin der Mutter gehen.
Als der Vater zur Verlobten schaut, wird diese unsicher. Sie schaut zu Boden und er sagt: „Ich achte dich und unsere Liebe. Da,s was du mir gegeben hast, bewahre ich. Das sind meine Frau und meine Tochter." Er zeigt zu den beiden. „Bitte schau freundlich zu uns." Die Verlobte sagt, es wäre gut so, aber sie sei ein wenig traurig und sie spricht es aus: „Ich bin traurig, ich habe dich sehr geliebt, es war schwer für mich, als du gegangen bist."
Die Stellvertreterin des Vaters spürt ihren Schmerz und spricht: „Ich habe dir mit der Trennung sehr weh getan, bitte schau versöhnt zu mir." Die Verlobte nickt und lächelt.
Kurz nach der Aufstellung kam Nathalie und erzählte sehr aufgewühlt, was ihr gerade wieder eingefallen war. Sie hatte es ganz vergessen: Ihre Großmutter, die Mutter des Vaters, schenkte ihr vor einigen Jahren den Verlobungsring der Verlobten. Sie hat ihn noch immer. „Was soll ich damit machen?", fragt sie. Diese Entscheidung überlasse ich Nathalie selbst.