Beispiel: Verstrickungen mit früheren Partnern der Eltern

Die gegengeschlechtliche Elternbeziehung, ist für die spätere Wahl des Partners prägend.
Sybille ist 27 Jahre alt, sehr attraktiv und in einer Topposition. Sie hat eigentlich alles, was sich FRAU nur wünschen kann, nur in der Liebe klappt es nicht. Sybille meint: "Es ist fast wie ein Fluch, ich lerne immer gebundene Männer kennen. Zuerst die große Liebe, das Versprechen sich zu trennen und zu mir zu stehen. Nach etwa anderthalb Jahren kommt immer die große Enttäuschung, nach der ich dann stets die Beziehung beende. Bis jetzt waren es vier Männer, die mich zutiefst enttäuscht haben. Positives Denken habe ich bis zum Anschlag geübt. Meine Affirmation war: "Der nächste Mann ist frei für mich." Es hat aber nichts genützt, ich kann keinem trauen. Zweimal wurde ich angelogen, sie behaupteten frei zu sein. Als ich dann total verliebt war, kam die Wahrheit ans Licht. Ich leide sehr lange unter den Trennungen und es kostet mich enorm viel Kraft, den neuerlichen Umwerbungen zu widerstehen. Geht es mir dann endlich wieder gut, wartet schon der Nächste. Manchmal fühle ich mich wie ein Insekt, welches in das Netz der Spinne geht.
Weshalb immer ich? Ich finde keine Antwort und komme alleine nicht mehr weiter. Ich möchte wissen, wieso ich diese Männer fast magisch anziehe."
Sybille ist bereit, dieser "magischen" Anziehung auf die Spur zu gehen. Zu ihrem Erstaunen hat es nicht lange gedauert, bis wir das Geheimnis ihres Schicksals entdeckten.

In welchen Spiegel hat Sybille gesehen, oder wie beeinflussten die Eltern durch ihr Beziehungsverhalten das Kind? Was haben Sybilles Eltern erlebt? Sie erzählt: "Meine Eltern leben noch heute in einer sehr schönen Partnerschaft. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit mit all erdenklicher Liebe von beiden Elternteilen. Mein Vater liebte mich sehr, ich bekam viel Nähe und ich erinnere mich gerne an die schönen Kuschelstunden mit Papa. Es gab keine nennenswerten Konflikte oder tragische Unglücksfälle." Augenscheinlich erlebte Sybille eine beneidenswert harmonische Kindheit.

Auf meine Frage, welche Frau in der Familie enttäuscht und verlassen wurde, antwortete Sybille spontan: "Die erste Frau meines Vaters. Er hat sie wegen meiner Mutter verlassen!"
Sybilles Augen wurden größer, sie spürte sofort: Das ist es, aber was habe ich damit zu tun?

Sybille ist verstrickt mit der ersten Frau ihres Vaters, gleichzeitig sühnt sie völlig unbewusst - durch den Verzicht auf gebundene Partner - für die Mutter.

Sie verliebt sich in einen gebundenen Mann, so wie einst ihre Mutter. Sie lernt immer wieder gebundene Männer kennen, da sie zerrissen ist zwischen dem Schicksal der ersten Frau des Vaters und der Mutter.

Ein Teil von Sybille macht es wie ihre Mutter, sie begehrt den gebundenen Mann, sühnt aber mit Verzicht.
Ein Teil in ihr trägt mit der verlassenen Frau das Schicksal, indem sie den gebundenen Mann nicht bekommt, sagt sie ihr: "Ich verzichte für meine Mutter."

Sühne ist von großer Kraft. Sybilles Bewusstsein erkennt nicht, weshalb sie sich zu gebundenen Männer hingezogen fühlt. Ihr bewusster Wunsch ist, der Mann möge sich für sie trennen, so wie es einst der Vater für die Mutter getan hat. Unbewusst jedoch sühnt Sybille für die Mutter, die den Mann auf Kosten der ersten Frau hat und verzichtet für die erste Frau.

Sybille kennt die erste Frau des Vaters nicht, sie hat ihr immer Leid getan. Dieses Mitleid weist auf ein verdrängtes übernommenes Schuldgefühl ihrer Mutter hin. Die Mutter achtet den Schmerz der ersten Frau nicht.
Sybilles Mutter hat die erste Frau oft schlecht gemacht. Sie erwähnte häufig, dass sie schlampig und faul war. Diese Vorwürfe weisen auf Schuldgefühle der Mutter hin, sie versucht die Trennung durch Vorwürfe zu rechtfertigen. (Wer den Schmerz des Anderen nicht anerkennt, steckt oft in Schuldgefühlen, welche durch Vorwürfe verdeckt werden.) Die Nichtachtung der ersten Frau schafft den Nährboden für eine Verstrickung. Sybille ist durch diese Verstrickung nicht frei für freie Partner.

Wenn das bewusste und unbewusste Wollen durch Verstrickung in zwei unterschiedliche Richtungen gehen, ist es etwa so, wie wenn Sie beim Skifahren mit dem rechten Fuß nach rechts und mit dem linken nach links fahren. Es endet stets in einer Bauchlandung und Sie kommen nicht von der Stelle. Sybille hat schon von Verstrickungen gehört, wusste aber nicht, dass Kinder häufig mit früheren Partnern verstrickt sind.

Zurück

Copyright 2024 Karin Achleitner-Mairhofer KG
Entwicklung dobu Web GmbH